Diese schöne und wahre Geschichte schrieb Frank van Empel eigens für Sie nieder. Frank ist vielseitig in Wort und Schrift und genießt hohes Ansehen in diesem Fachbereich. Er arbeitete als Redakteur für unter anderem die politische Wochenzeitschrift Elsevier und das niederländische NRC-Handelsblatt, schrieb Dutzende Bücher und ist Firmeninhaber von WoordWerk. Frank hat Parkinson und schrieb diese Geschichte aus seiner eigenen Erfahrung. Sehr persönlich also, aber vielleicht auch für viele Leser widerspiegelnd. Wir hoffen, dass Sie diese Geschichte mit viel Vergnügen und Gefühl lesen werden, wie wir es getan haben.
Ich war zu Besuch bei einem Freund, Notar Reinier in Maastricht, der seine Büroräume für Nachwuchskünstler zur Verfügung gestellt hatte. Viele Bekannte und Freunde waren dort. Es wurde getrunken und gelacht. Erinnerungen kamen zum Vorschein und wurden wieder zurückgelegt. Und es wurde auch bestaunt.
Ich habe mit allen fünf gesprochen. Fünf Persönlichkeiten. Verschiedene Charaktere. Mit was beschäftigen sie sich? Und wie bringen sie dies zum Ausdruck? „Wer die Spiritualität, die in ihm ist, kreativ nutzt, ist ein Künstler“, stand auf dem T-Shirt, dass ich an diesem Tag getragen habe. „Aus dem Leben eine Kunst zu machen, das ist das Ziel‘, zitierte einst einer meiner Lieblingsschriftsteller, der Amerikaner Henry Miller. Kunst machen, darüber handelte dieser Tag.
Parkinson war auch auf der Vernissage, aber er war nicht dominant. In einem Umfeld, wo sich viele neue Eindrücke auftun, hielt die Krankheit sich im Verborgenen. Es sei denn, mach spricht darüber, dann wird Parkie nervös. Aber glücklicherweise hatte er sich überall herausgehalten. Meine Hand zitterte nicht, obwohl ich mich sehr damit beschäftigte, die Menge der Pillen zu reduzieren und doch eigentlich mehr davon nehmen sollte, wegen der Fortschreitung von Parkinson. Es ist eine stetige Suche nach einem guten Gleichgewicht.
Einige Freunde, von den einige leicht beschwipst waren, entschieden sich, das Fest mit einem opulenten Essen fortzusetzen. Wir schlenderten durch die Stadt, um ins erstbeste Restaurant einzukehren. Name und Anschrift habe ich vergessen, aber nicht das freundliche Gesicht mit den blonden Locken und blauen Augen der Bedienung. Es begann schon mit Einnehmen der Plätze. Sie schob meinen Stuhl zurück und wieder nach vorne, mit einer fließenden, hilfsbereiten Bewegung. ‚Was möchten die Herren und die Dame trinken?‘ ‚Rotwein, Bier, Bier, Bier, ich auch bitte.‘ ‚Welches Fassbier haben Sie?‘ wollte ich wissen und ein Schütteln schoss durch meine Arme in beide Hände. Worauf sie sich neben mich kniete, ihre rechte Hand auf mein Knie legte und mit weicher, klarer Stimme eine Reihe von Bieren aufzählte. Ich entschied mich für eines, dass ich schon lange nicht mehr getrunken hatte. Gulpen Dort. ‚Kommt sofort, der Herr.‘ Weg war sie. Alle Augen richteten sich auf mich. Ich sah, wie meine Freunde sich wohl fragten: ‚Was hat er, was wir nicht haben?‘
Mit der gleichen feinen Stimme sagte sie: ‘Bitte sehr der Herr und zum Wohle.‘ Während des Hauptmenüs ging es so weiter. Ich bekam immer eine Vorzugsbehandlung. Erst nach dem Dessert kam die Katze aus dem Sack. Ich zog mich eben zurück, um mir sprichwörtlich die Nase zu pudern. Während ich weg war, lehnte sich die Kellnerin zu meiner Frau und fragte: ‚Hat Ihr Mann Parkinson?‘ ‚Das haben Sie gut erkannt!‘ ‚Ja, mein Vater hat auch Parkinson, darum weiß ich, was es ist. Ich bewundere Ihren Mann. Er geht so normal damit um. Als ob es ein Teil von ihm selbst ist.
Die hübsche Kellnerin hatte ihr Rad in der Hand. Sie lächelte, als sie sagte, dass ihr Dienst zu Ende sei. Nun würde sie noch bei ihrem Vater vorbeischauen. ‚Er hat auch, genau wie Sie, die Parkinson-Krankheit,‘ gestand sie mir nun auch. Ich erzählte ihr, dass bei mir vor über 10 Jahren die Krankheit diagnostiziert wurde und ich deswegen schwere Zeiten kenne, aber ich eine heilige Überzeugung habe: Es passiert alles im Kopf! Es geht nicht so sehr darum, welche abscheulichen Symptome man hat oder nicht, sondern wie man damit umgeht. Es macht keinen Sinn, die Schuld an Umgebung oder Umstände abzugeben. Die Kunst ist, die Parkinson-Krankheit in den normalen Alltag zu integrieren, zitierte ich Henry Miller.
‚Stimmt‘, sagte die junge Frau. ‚Wenn man gerne Fußball spielt, dann sollte man erst recht Fußballspielen. Wenn man gerne Gitarre spielt, dann sollte man vor allem Gitarre spielen und stets schwierige Stücke auswählen, die immer mehr Befriedigung geben, wenn es gelingt, sie zu spielen. ‚Mein Vater versucht das Gleiche. Ich gehe oft zu ihm, dann gehen wir ein Stück spazieren oder er spielt auf dem Klavier für mich. ‚Sie gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. Dann fuhr radelte sie davon, in die Dämmerung der Stadt. Meine Gesellschaft stand tief bewegt dabei. ‚Wie freundlich, sagte einer der Freunde. ‚Hiervon können wir alle lernen. Das Motto lautet: Verstecke Dich nicht. Suche das Abenteuer. Bewege und ernähre Dich gesund. Schlafe soviel wie Möglich und träume die schönsten Träume. Mache von Deiner Einschränkung eine Kunst, eine Lebenskunst.‘
Viele Menschen stehen mir zur Seite, helfen mir und mögen mich aufgrund der Krankheit. Ich bin milder geworden, vielleicht hat es damit zu tun.
Die Parkinson-Krankheit ist ein großes Abenteuer; zu Beginn des Tages weiß man nicht, ob man Abends mit einem guten Gefühl oder mit Grauen an den Tag zurückdenken wird. Aber gilt das nicht für das Leben aller Menschen?
Parkinson ist nicht nur das Überleben, eher das normale Leben, wenn auch mit Handicap, aber das haben auch die besten Golfer.
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