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2 Dezember 2020

Mein Freund, der Parkinson-Patient

Ernst S. aus Bayern lässt uns teilhaben an der Erfahrung, wie es ist mitzuerleben, wenn ein Freund an Parkinson erkrankt:

Ich wusste, dass er gesundheitlich angeschlagen war

Es war vor fünf Jahren an meinem 75. Geburtstag, zu dem meine Frau und ich unseren Freundeskreis eingeladen hatten. So kam auch Hartmut mit Frau, ein Freund aus Kindertagen. Dass er nicht gesund war, wussten wir. Er hatte Gleichgewichtsprobleme und war daheim auch schon etliche Male ohne ersichtlichen Grund gestürzt.

„Stellt euch vor, Hartmut hat Parkinson“

Was wir damals nicht wussten, war, dass er schon bei einem Neurologen war, der ihm nach einer gründlichen Untersuchung eröffnete, was seine Frau an meinem Geburtstag zu unser aller Schrecken verkündete: „Stellt euch vor, Hartmut hat Parkinson.“

Wir Freunde fühlten uns hilflos

Schock und Mitleid aller waren groß und wir kamen uns damals angesichts dieser Mitteilung ziemlich hilflos vor!

Er veränderte sich immer mehr

Hartmut nahm weiterhin an unseren Zusammenkünften teil, wobei sich aber über die Jahre hinweg sein Wesen und Verhalten veränderte. Er lief nicht mehr so flott und hatte einen eher schlürfenden Gang. Sein Gesicht bekam einen maskenhaften, unbeteiligten Ausdruck. Die Hände begannen zu zittern – und zwar so, dass er sich mit Messer und Gabel schwertat und manches Getränk verschüttete.

Ich vermisste meinen Freund aus Kindertagen

Er versäumte Termine oder ließ sie durch seine Frau absagen und zeigte zunehmend schwindendes Interesse an unserer Gemeinschaft. Dies bedauerte ich sehr, da wir seit Jahrzehnten Freunde sind und auch in weniger guten Zeiten zusammenhielten. Kam er doch einmal mit seiner Frau zu einem Treffen, konnte es sein, dass er vorzeitig heimgehen wollte, dass er unwirsch Bedienungspersonal anfuhr, wenn er nicht sofort abkassiert wurde, oder dass er sich nach dem Aufstehen nicht auf den Beinen halten konnte und sich wieder setzen musste. Auch sein Erinnerungsvermögen zeigte auffallende Lücken.

In der Klinik nicht gut aufgehoben

Wegen extremer Blutdruckschwankungen und weiterer Schwindelanfälle war er in dieser Phase auch einige Male in der Klinik, was aber laut seiner Frau keine Besserung brachte. Sie und ich hatten den Eindruck, dass er nicht gut aufgehoben war und, was die Einstellung der Medikamente betrifft, nur „herumexperimentiert“ wurde.

Ich zähle auf die Forschung

Mir ist bekannt, dass es noch kein Medikament gibt, das Parkinson wirksam bekämpfen kann. Doch ich weiß, dass die Forschung nicht untätig ist und viele namhafte Fachärzte an der Entwicklung von Medikamenten arbeiten, um Parkinson letztlich zu verhindern. Dass deren Bemühungen baldmöglichst von Erfolg gekrönt sein werden, ist gerade im Hinblick auf das Schicksal meines Freundes in Herzenswunsch von mir! Schließlich auch zum eigenen Schutz, denn vor Parkinson scheint niemand gefeit zu sein. Seit einem Arztwechsel geht es bergauf All das Geschilderte zog sich ungefähr über vier Jahre hin – bei unverändertem Gesundheitszustand. Auf Anraten eines Bekannten wechselte mein Freund den Neurologen und die bisherige Medikation. Und siehe da, es stellten sich kleine Verbesserungen ein. Als er dann auch noch eine vierwöchige Reha-Maßnahme hinter sich hatte, erkannte ich meinen Freund beim ersten Treffen kaum wieder!

Er kann wieder lachen!

Das Zittern der Hände scheint so gut wie weg, und sein ganzes Wesen ähnelt wieder stark dem Zustand in gesunden Tagen. Er macht er einen guten Eindruck, interessiert sich, unterhält sich und kann auch endlich wieder lachen.

Mit Zuversicht in die Zukunft

Ich hoffe sehr, dass die Parkinson-Forschung Fortschritte macht, damit mein Freund wirksame Hilfe erhalten wird, sollte der Krankheitsverlauf wieder eine ungünstige Wende nehmen. Gleichzeitig bin ich jedoch zuversichtlich, dass es ihm nun auf Dauer besser gehen wird – das wünsche ich meinem Freund von Herzen!

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