Im Verlauf der Opernaufführung wunderte ich mich, dass einige Musiker verteilt auf den Rängen saßen und nicht ihre Instrumente spielten, sondern untermalt vom Orchester wunderliche Geräusche machten. Die musikalische Darbietung, so fremd sie mir auch war, zog mich langsam in ihren Bann. Offensichtlich hatte der Regisseur sogar die sparsame Handlung verändert. Statt einem kleinen Mädchen ein reifer Mann, statt Schwefelhölzer ein Meerschweinchen, das wahrscheinlich mehr Wärme abgibt als die Schwefelhölzer.
Ein altes Märchen wird erzählt in ‚nicht passenden‘ Bildern, mit aktuellem Schmackes und neuer Musik. Damit der Stoff nicht als romantischer Nebel wahrgenommen wird, der keine tief gehenden Gefühle zulässt, gab man dem Märchen ein neues Gesicht, das aufrüttelt.
Erstaunt war ich über meine positive Aufnahme und meine tiefe innere Anteilnahme am Ende dieser modernen Opernaufführung. Das Wintermärchen hatte bewirkt, dass der Schutzschild über meiner Seele ein bisschen gelüftet wurde. Es ist gelungen, den Geist des Märchens in eine Fassung zu bringen, die berührt, Mitgefühl erzeugt, Zuflucht bietet und Trost spendet.