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16 Juli 2025

Was Betroffene wirklich wissen wollen

Prof. Dr. Oertel gibt persönlich Rat

Bei den Online-Seminaren des ParkinsonFonds Deutschland beantwortet Prof. Dr. Oertel regelmäßig die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und gibt Einblicke in aktuelle Forschung und den praktischen Umgang mit der Erkrankung.

„Ich bin zutiefst dankbar für die großzügige Hilfe unserer zahlreichen Spenderinnen und Spender“, sagte Prof. Oertel im Anschluss. „Nur durch ihre Unterstützung können wir solche Formate überhaupt realisieren. Sie machen es möglich, Wissen zu teilen, Ängste zu nehmen – und gemeinsam der Verzögerung des Fortschreitens der Krankheit ein Stück näherzukommen.“ Einige besonders spannende und aufschlussreiche Fragen haben wir hier für Sie dokumentiert:

Frage (anonym): Wird durch die Einnahme von L-DOPA die körpereigene Dopaminproduktion negativ beeinflusst – also gedrosselt oder die Anzahl der Rezeptoren verändert?

Antwort von Prof. Dr. Oertel:
Ja, ein bisschen gedrosselt. Auch die Rezeptoren sind wohl etwas weniger empfindlich. Dies trifft auch für die Einnahme von Dopamin-Agonisten zu. Aber bitte bedenken Sie: Zu Beginn der Krankheit sind 60 bis 70 % der Dopamin freisetzenden Nervenfasern bereits abgestorben oder abgeschaltet. Das heißt, wenn Sie beweglich sein wollen, dann sind Sie darauf angewiesen, ein Medikament wie z. B. den Vorläufer von Dopamin, also L-DOPA, einzunehmen, damit das dann im Gehirn zu Dopamin umgebaut wird.

Frage (anonym): Ist es sinnvoll, so früh wie möglich mit L-DOPA zu beginnen, oder sollte man damit warten, bis sich die Symptomatik verstärkt hat und es zuerst mit Physiotherapie und Reha probieren?

Antwort von Prof. Dr. Oertel:
Es ist gesichert, dass L-DOPA im frühen Stadium von Parkinson am besten wirkt. Und: Wenn Sie über 60 Jahre alt sind, dann würde ich bald mit L-DOPA beginnen. L-DOPA versetzt das Gehirn in den ersten Jahren der Parkinson-Krankheit in einen Zustand, der es erlaubt, ein fast normales Leben zu führen. Das bedeutet auch, die Übungen der Physiotherapie gut durchführen und sich einprägen zu können. Mein Rat: Früh anfangen, so viel, dass Sie gut beweglich sind, und so wenig, dass Sie gerade ab und zu merken: Nicht alles ist ganz perfekt.

Frage (anonym): Was ist eine Traumstörung?

Antwort von Prof. Dr. Oertel:
Im Traum bewegen sich gesunde Menschen nicht. Die Muskeln sind im Traum nicht aktiviert. Wir sind sozusagen kurzzeitig gelähmt. Bei der Parkinson-Krankheit ist diese Blockade aufgehoben.

Mehr als die Hälfte der Menschen, die an der Parkinson-Krankheit leiden, bewegen sich im Traum. Meistens sind es Träume aggressiven Inhaltes: Entweder greift der Träumende andere an, oder er verteidigt sich gegen einen Angreifer. Die Abwehrbewegungen können so stark sein, dass Betroffene sich selbst oder den Bettpartner verletzen. Oder anders ausgedrückt: Im Traumschlaf (auch REM-Schlaf* genannt) ist das Verhalten des Menschen gestört. Daher auch der Begriff „REM-Schlaf-Verhaltens-Störung“.

Die REM Schlaf-Verhaltens-Störung tritt aber nicht nur 1) zusammen mit der Parkinson-Krankheit auf, sondern wir wissen seit mehr als 25 Jahren, dass sie auch 2) isoliert auftritt – und wenn dies der Fall ist, dann kann die REM-Schlaf-Verhaltens-Störung eine spezifische Vorstufe der Parkinson-Krankheit darstellen.

Frage (anonym): Es wurde gesagt, dass gesunde Menschen im Schlaf nicht sprechen. Heißt das, wenn ich öfter im Schlaf spreche, sollte ich mich untersuchen lassen?

Antwort von Prof. Dr. Oertel:
Ja, das würde ich tun. Einfach, um beruhigt zu sein. Es gibt verschiedene Schlafstörungen, bei denen ein Mensch im Schlaf spricht. Ihre Beobachtung ist also noch kein Hinweis, dass Sie eine REM-Schlaf-Verhaltens-Störung haben. Am besten sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

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Ihre positive Resonanz hat uns überzeugt:

Die Online-Seminarreihe zum Thema Parkinson wird fortgesetzt

Die vielen positiven Reaktionen auf unser Online-Seminar haben uns sehr gefreut und dazu bewegt, die Seminarreihe fortzusetzen. Melden Sie sich für unseren Newsletter an − wir laden Sie persönlich zum nächsten Online-Seminar ein.

Hier einige Stimmen zu unserem ersten Seminar:

  • „War voller Neuigkeiten in der Forschung.“
  • „Ausgezeichneter Vortrag mit beeindruckenden Analysen/Ergebnissen!“
  • „Eine gelungene Darstellung der Ist-Situation.“

 

* Rapid-Eye-Movement: jene Schlafphase, in der das Gehirn sehr aktiv ist, Träume häufig auftreten und sich die Augen schnell bewegen.

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