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29 Juli 2021

”Die Wirkung von Bewegung ist nicht zu unterschätzen“

Curtley Mooring: “Tanzen liegt mir im Blut und gehört einfach zu mir.”

Curtley Mooring litt zehn Jahre lang unter körperlichen Symptomen, aber kein Arzt dachte an Parkinson. Mit 38 Jahren erhielt er schließlich die Diagnose – obwohl Tanzen sein Leben ist. Was tut man in solch einem Fall? „Weitertanzen!”

„Tanzen liegt mir im Blut und gehört einfach zu mir. Während meiner Kindheit in Curacao lebte ich ein Jahr lang ohne meine Mutter bei meiner Oma und meiner Tante. Meine Mutter war bereits in die Niederlande umgezogen, und die Sehnsucht nach ihr füllte ich mit Musik und Tanz. Doch auch, als ich später bei ihr in den Niederlanden lebte, verspürte ich noch immer diese gewisse Leere. Also tanzte ich weiter. Meine Mutter war sehr gläubig und fand, dass Tanzen und vor allem Hip-Hop ‚Teufelswerk‘ waren. Aber ich konnte nicht anders und tanzte überall. Wenn ich Musik höre, muss ich mich einfach bewegen. Ich wusste schon früh, dass Tanz in meinem Leben eine besonders große Rolle spielen würde.”

Curtley Mooring (40)

  • Choreograf, Tänzer, Betreiber der Tanzschule HipHop Factory in Tilburg
  • Leiter der Jury des niederländischen Hip-Hop-Verbandes
  • Verheiratet mit Janine
  • Vater dreier Söhne
  • Gewinner vieler nationaler und internationaler Tanzwettbewerbe
  • echsmal niederländischer Meister im Hip-Hop-Tanz
  • Unterrichtet junge Parkinson-Patienten in Switch2Move
  • Musik mag er gerne mit viel Bass und gutem Rhythmus, am liebsten instrumentalen Hip-Hop

Beruf & Berufung

„Auf der weiterführenden Schule wurde ich gemobbt, weil ich farbig war und nicht gut Niederländisch sprach. Doch Tanzen machte mich fröhlich und gab mir die Möglichkeit, mich von den anderen abzuheben. Mit der Zeit merkte ich, dass ich sehr gut tanzen konnte, und Tanz wurde zu meinem Beruf und meiner Berufung. Ich bin Choreograf und Tänzer und betreibe gemeinsam mit meiner Frau die Tanzschule HipHop Factory. Früher träumte ich davon, an einer Hochschule Tanz zu unterrichten, und als mich die Fontys Hogeschool fragte, ob ich dort Dozent werden wollte, ging für mich ein Traum in Erfüllung. Bei meinen Choreografien lasse ich mich immer durch Bewegungen aus dem täglichen Leben inspirieren. Man schöpft unheimliche Kraft aus Dingen, die man tatsächlich tut. Auf diese Weise entstehen unverwechselbare Tänze.”

Körperliche Beschwerden

„In unserer Familie dreht sich alles um das Tanzen. Auch unsere drei Söhne konnten schon tanzen, bevor sie zu laufen lernten, und mein Ältester hat schon mehrere Meistertitel gewonnen. Auch wenn ich wegen meiner Parkinson-Erkrankung nicht mehr mein altes Niveau erreiche, tanze ich weiter, solange ich es kann. Ich habe bereits seit zehn Jahren verschiedene Symptome, von Müdigkeit bis hin zu einem Zittern im Zwerchfell, doch die ersten fünf Jahre habe ich nichts dagegen unternommen. Als ‚Experte‘ für den eigenen Körper merkt man viel früher als andere, wenn etwas nicht stimmt. Ich merkte, dass mein Körper abbaute, aber trotzdem stand ich mit beiden Beinen in der Tanzwelt.Ich tanzte und choreografierte auf hohem Niveau und gewann mit Hip-Hop-Gruppen viele Preise.”

Zu jung für Parkinson

„Nach fünf Jahren merkte auch meine Umgebung, dass etwas nicht stimmte. Ich war dauernd beim Hausarzt und unterzog mich verschiedenen Tests. Doch niemand hatte den Verdacht, dass es Parkinson sein könnte. Ein Onkel meiner Frau leidet auch an der Krankheit, und ich meinte, einige der Symptome bei mir selbst wiederzuerkennen. ‚Das kann nicht sein‘, meinte der Hausarzt. ‚Für Parkinson sind Sie noch viel zu jung, und das ist ganz anders. Das muss ein Burn-out sein.‘ Also ging ich in eine Reha-Klinik und ließ mich von Psychologen, Psychiatern, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten behandeln. Sie versuchten alles, und das ‚Schlimme‘ ist: Es half auch. Alle Behandlungen schlugen an, und man hatte den Eindruck, dass es mir gut ging. Doch am Ende des Klinikaufenthaltes stellte ich fest: ‚Mir geht es nicht besser, mein Körper sagt mir, dass ich krank bin.‘ Ich war verzweifelt und musste weinen. Die Therapeutin meinte: ‚Wissen Sie was? Ich überweise Sie zum Neurologen, um eine zweite Meinung einzuholen.‘ Sie überwies mich ins Krankenhaus, wo ich zum zweiten Mal auf die Krankheit ALS getestet wurde. Nach Gesprächen mit mehreren Neurologen äußerte einer der Ärzte die Vermutung, dass es Parkinson sein könnte. Und tatsächlich: ein sichtbarer Abfall des Dopamin-Levels bestätigte den Verdacht.”

Kraft der Bewegung

„Natürlich musste ich erst mal schlucken: Mit 30 Jahren hatte ich Parkinson, eine Krankheit für ‚alte Leute‘. Aber bis jetzt kann ich mich nicht beklagen: Die Medikamente helfen gut, doch ohne die Tabletten habe ich zittrige Hände, zittert meine Körpermitte, schlurfe ich oder kann ich nicht gut laufen. Es kostet mich zwar viel mehr Mühe, aber ich kann immer noch tanzen. Ich bin noch immer fit, habe eine gute Balance und bin nicht steif. Ich bin davon überzeugt, dass Tanzen meine Parkinson-Erkrankung hinauszögert, und hoffe, so lange wie möglich selbstständig bleiben zu können. Die Kraft der Bewegung ist nicht zu unterschätzen. Bewegung und Musik stimulieren das Gehirn, setzen bestimmte Botenstoffe frei und wecken Erinnerungen. Als ich einmal plötzlich schlechter laufen konnte, schaffte ich es durch Tanzen und ohne Physiotherapie, mich wieder zu erholen. Ich kenne meinen Körper gut: Indem ich Laufen als eine Art Tanz ansehe, programmiere ich quasi mein Gehirn um. Wenn die Haltung meines Rückens und Beckens und die Bewegung meiner Füße in Einklang miteinander sind, ist das wie ein Tanz. Wenn man das einmal verinnerlicht hat, macht man es ganz automatisch und denkt gar nicht darüber nach, was man tun muss, um zu laufen.“

„Ich kann anderen Menschen mit Parkinson Tanzen nur wärmstens empfehlen. Bei den Switch2Move-Tanzstunden können sie ohne Angst und Vorbehalte mitmachen, und ich bin sicher, dass sie nicht nur Spaß daran haben, sondern auch davon profitieren werden.“

Spenden Sie für die wissenschaftliche Forschung zur Parkinson-Krankheit >>

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