Spenden
22 Juni 2016

Prof. Dr. med. Brit Mollenhauer über ihre aktuelle Forschungsstudie

Prof. Dr. med. Brit Mollenhauer über ihre aktuelle Forschungsstudie, die vom ParkinsonFonds Deutschland gefördert wird:

Eine Revolution wären Medikamente, die die Erkrankung aufhalten – wir versuchen diese Entwicklung zu unterstützen.

 

Forschungskompetenz

Die Parkinson-Forscherin Prof. Dr. med. Brit Mollenhauer stammt aus dem Schwarzwald und studierte Medizin in Göttingen. Sie promovierte über Demenzen und orientierte sich zunehmend in Richtung der Bewegungsstörungen. Es folgten zwei Jahre Forschung an der Harvard Medical School in Boston. 2007 habilitierte sie in Göttingen und leitet dort seit 2009 ein eigenes Labor und eine Arbeitsgruppe. Im gleichen Jahr ging sie nach Kassel an die Paracelsus- Elena-Klinik. Dort verstärkt sie als Oberärztin und Leiterin der klinischen Forschung das Prof. Dr. med. Brit Mollenhauer Ärzteteam von Prof. Dr. Claudia Trenkwalder. Mit ihr betreibt sie erfolgreich Parkinson-Forschung. „Ich habe in Frau Prof. Trenkwalder eine tolle Mentorin gefunden. Gerade mein Feld, die Biomarker für die Früherkennung des Morbus Parkinson, waren zu dieser Zeit noch gar nicht beforscht. Das hat Frau Prof. Trenkwalder und mich motiviert, die DeNoPa-Studie ins Leben zu rufen.“

Biomarker zur Früherkennung

DeNoPa steht für „de novo Parkinson“, also für den unbehandelten Morbus Parkinson. Die Forscherin beschreibt die Studie wie folgt: „Wir haben 2009 angefangen, Personen mit frühem und noch unbehandeltem Morbus Parkinson in die Studie aufzunehmen. Zusammen mit gesunden Testpersonen werden diese nun alle zwei Jahre auf Biomarker und Indikationen zur Frühdiagnose sowie auf verschiedene Verläufe der Parkinsonkrankheit hin untersucht.“ Die DeNoPa-Studie ist eine Langzeitstudie zum Krankheitsverlauf über 10-15 Jahre. Ihr Schwerpunkt ist die Identifikation von sogenannten Biomarkern, das sind Indikatoren wie einfache Laborparameter (z.B. ein Bluttest), die die klinische Diagnose unterstützen. „Erstens wird die Diagnose Parkinson oft zu spät gestellt – und zwar erst, wenn bereits mehr als 80% der dopaminergen Neurone degeneriert sind – und zweitens basiert die Diagnose auf nur motorischen Symptomen und wird sie häufig falsch gestellt. Um diese beiden negativen Faktoren positiv zu beeinflussen, brauchen wir Biomarker“

. … und Verzögerung

Schon jetzt könnten laut Prof. Mollenhauer Parkinson-Patienten von den Ergebnissen der ersten beiden Studienphasen profitieren: „Wir haben erste Biomarker identifiziert, die die Diagnose verbessern können; zudem haben wir Faktoren gefunden, die bei Parkinson ein Risiko darstellen, später eine Demenz zu entwickeln. Das sind interessanterweise Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen, wie Übergewicht oder hoher Blutdruck. Diesbezüglich kann man als Parkinson-Patient eingreifen und z.B. pro Tag eine Stunde Sport treiben und Gewicht reduzieren“, meint die Wissenschaftlerin. Zudem würden die Erkenntnisse von DeNoPa jetzt schon genutzt, um klinische Studien mit neuroprotektiven Substanzen genau zu planen. Doch erhofft sie sich noch mehr: „Eine Revolution wären Medikamente, die die Erkrankung aufhalten – wir versuchen diese Entwicklung zu unterstützen.“

Vernachlässigte Krankheit

James Parkinson beschrieb die Erkrankung vor fast 200 Jahren. Dass wir noch immer im Dunkeln tappen, hinsichtlich der Auslöser und Heilung der Krankheit, bedauert sie sehr: „Es wird viel Geld ausgegeben für die Erforschung von z.B. Krebserkrankungen. Aber die Parkinsonforschung ist ebenso wichtig, da wir immer älter werden und die Erkrankung somit immer relevanter für die Bevölkerung wird. Lange Jahre hat man die Hände in den Schoß gelegt und gedacht, wir können die grundlegenden Mechanismen von Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen nicht lösen.“ Doch gäbe es Prof. Mollenhauer zufolge im Moment eine Art Aufbruchsstimmung in der Forschungsgemeinde, weshalb ihre Forschung heute wichtiger sei denn je. Forschung dank Förderung Ohne die Unterstützung vom PFD könnten Prof. Mollenhauer und ihr Team die DeNoPa-Testpersonengruppe nicht weiterverfolgen. „Wir haben DeNoPa mit viel Idealismus und ohne sichere Finanzierung begonnen und sind dankbar für jede Unterstützung, damit wir diese wertvolle Gruppe weiter untersuchen können.“ Die Zusammenarbeit mit dem PFD beschreibt sie als sehr unkompliziert und die Antragstellung als wirklich pragmatisch. „Wir bekamen sehr schnell positive Rückmeldung. Da sieht man, dass das Geld wirklich ganz unbürokratisch direkt bei der Wissenschaft landet“, freut sich die Professorin.

Zukünftige Behandlung

Prof. Mollenhauer geht davon aus, dass Parkinson hoffentlich in 10-20 Jahren aufzuhalten sein werde mittels neuroprotektiven Substanzen, z.B. Antikörpern gegen ∂-Synuclein-Aggregate. Doch müssten wir auch zusehen, dass wir viel Sport treiben, uns bewusst und gesund ernähren. Irgendwann würden wir Parkinson hoffentlich sogar vor dem Ausbruch der motorischen Symptome behandeln können. Aber bis dahin müsse noch viel passieren und geforscht werden.

Fast 80 Jahre Erfahrung

Die Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel ist die älteste Parkinson-Fachklinik in Deutschland mit 120 Betten und langjähriger Erfahrung mit Parkinson seit 1937. Es würden seit jeher fast ausschließlich Parkinson-Patienten behandelt, wodurch sich eine enorme Kompetenz entwickelt habe. „Unsere Stärke liegt in der kompetenten Behandlung von Parkinson-Patienten nach modernsten medizinischen Leitlinien und Techniken. Wir arbeiten für unsere Patienten am Puls der wissenschaftlichen Zeit, kombiniert mit einer familiären Atmosphäre in der Klinik“, versichert Prof. Mollenhauer.

Ratschläge

„Bleiben Sie aktiv, vor allem sportlich, vermeiden Sie Übergewicht und hohen Blutdruck und stecken Sie vor allem nicht ‚den Kopf in den Sand‘“, rät die renommierte Parkinson-Forscherin Betroffenen. Zudem ist sie der Meinung, wir alle müssten offener mit dem Thema Parkinson und Neurodegeneration umgehen – auch damit könnten wir etwas in Zukunft und für die nachkommende Generation ändern.

 

Wie können Sie helfen?

Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserem Newsletter. Klicken Sie hier um den Newsletter zu abonnieren >>
Spenden Sie jetzt für die Forschung zur Vorbeugung und Heilung der Parkinson-Krankheit.

 

Diesen Artikel teilen