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4 September 2014

Interview Prof. Dr. med. Susanne Knake

Interview-Fragen an Prof. Dr. med. Susanne Knake, Klinik für Neurologie und Epilepsiezentrum Hessen Philipps-Universität Marburg

"ich danke allen Spendern sehr für ihre Unterstützung!"

 

 

Ein kleiner Steckbrief zu Ihrer Person:

  • 42 Jahre, Oberärztin an der Klinik für Neurologie, Philipps-Universität Marburg
  • Leiterin der Arbeitsgruppe Bildgebung in der Neurologie und stellv. Leitung des Epilepsiezentrums Marburg
  • Interessengebiet: Anwendung neuer Bildgebungstechniken bei Epilepsien und neurodegenerativen Erkrankungen; Identifizierung von Biomarkern

Was hat Sie dazu veranlasst, die Ursachen der Parkinson-Krankheit zu erforschen?

Es hat mich fasziniert zu sehen, wie viel Wissenszuwachs und Kenntnis über die Erkrankung in den letzten Jahren durch Forschung gewonnen werden konnte und dass wir in den letzten Jahren ein völlig neues Bild der Erkrankung bekommen haben: Es wird immer wichtiger, Vorstufen von Morbus Parkinson und Risikopatienten möglichst früh zu identifizieren. Dies ist eine wichtige und spannende klinische Herausforderung.

Bitte berichten Sie über Ihr Forschungsprojekt, das vom ParkinsonFonds Deutschland (mit)gefördert wird.

Im Rahmen einer kleinen Pilotstudie der Philipps-Universität Marburg konnten wir 2010 im MRT die veränderte Magenmotiliät von Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom darstellen. Hier konnten wir zeigen, dass der Magen nicht langsamer arbeitet, sondern die Kraft und Tiefe der Magenbewegung weniger als bei Gesunden altersgleichen Kontrollen ist. Dieses korreliert gut mit der klinisch bekannten Magenbewegungsstörung.

Im Rahmen des vom ParkinsonFonds Deutschland geförderten Projektes untersuchen wir nun die Magenmotilität im MRT des Magens von Patienten mit beginnendem Parkinsonsyndrom, von Patienten mit REM-Schlaf-Verhaltensstörung und von Gesunden und versuchen so, bereits früh erkrankte Patienten bzw. Risikopatienten zu identifizieren. Der Magen-Darm-Trakt und das Zusammenspiel des autonomen Nervensystems und des zentralen Nervensystems sind spannend – Ziel ist es, mit MRT-Bildgebung von Magen und Kopf neue, nicht belastende Marker zur Frühdiagnose zu entwickeln. 

Inwiefern ist dieses Forschungsprojekt wichtig für die gesamte Parkinson-Forschung?

Wir hoffen so, neue und für den Patienten ungefährliche Untersuchungstechniken zu etablieren, die möglicherweise als Marker auch für neuroprotektive Therapeutika eingesetzt werden können. 

Inwiefern werden Parkinson-Patienten von den Forschungsergebnissen profitieren können?

Wenn es uns gelänge, anhand des MRT des Magens bisher Gesunde zu identifizieren, die in den kommenden 5-20 Jahren ein erhöhtes Risiko tragen, ein Parkinsonsyndrom zu entwickeln, könnte man mit diesen Patienten gemeinsam eine mögliche neuroprotektive Therapie prüfen und ggf. deren Effekt mittels MRT messen. 

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem ParkinsonFonds Deutschland?

Sehr angenehm – die Zusammenarbeit ist unkompliziert und freundlich – ich erlebe ein großes Interesse und ein hohes Verständnis und eine unbürokratische Unterstützung der Forschung.

Wie würden Sie die Arbeit des ParkinsonFonds Deutschland beschreiben?

Die unkomplizierte Unterstützung neuer Forschungsideen ist wichtig und leistet einen wertvollen Beitrag, schnell neue Erkenntnisse der Forschung in die Praxis umzusetzen. Wichtig für kreative Forschung ist eine offene, umkomplizierte und unbürokratische Unterstützung auch junger Wissenschaftler. Der ParkinsonFonds Deutschland ist hier eine wichtige, gut organisierte Förderinstitution. 

Warum ist Forschung so wichtig und weshalb ist es so wichtig, dass Menschen in Deutschland sie mit ihren Spenden finanzieren helfen?

Forschung ist zentraler Aspekt des medizinischen Fortschrittes. Investitionen in Forschung bedeuten eine nachhaltige Investition in die Zukunft. Leider ist die medizinische und klinische Forschung in Deutschland unterfinanziert, die Mittelzuweisungen der Länder an die Universitäten sind so gering, dass eine Forschung ohne Unterstützung Dritter nicht möglich ist – Forschung und medizinischer Fortschritt sind auf Ihre Mithilfe angewiesen und ich danke allen Spendern sehr für ihre Unterstützung!

Welche neuen Therapiemöglichkeiten wird es Ihrer Meinung nach möglicherweise in naher Zukunft geben?

Im Moment findet ein Paradigmenwechsel statt. Langsam aber stetig bewegt sich die Parkinson-Forschung in Richtung „wie kann ich die Ursachen der Parkinson-Krankheit genau eingrenzen und dann gegen die einzelnen Faktoren eine wirksame Therapie entwickeln – und insbesondere wie kann ich einen solchen Therapieeffekt dann messen?“. Für solche neuen Ansätze sind Methoden wie die Video-MRT-Darstellung der Magenmotilität möglicherweise von großer Bedeutung.

Wie ist die Tendenz für die Zukunft? Wird die Zahl der an Parkinson Erkrankten steigen?

Mit der Alterung der Bevölkerung wird die Anzahl an Betroffenen deutlich zunehmen. 

Gibt es Erkenntnisse, Erfahrungen und/oder Ratschläge für Parkinson-Patienten und deren Angehörige, die Sie mit unseren Lesern teilen möchten?

Forschung macht Spaß und wer einmal an einem Projekt teilgenommen hat, versteht auch eher, dass es nicht einfach ist, einen wirklichen Durchbruch zu erzielen, denn wir haben es bei der Erforschung der Parkinson-Krankheit mit einer der kompliziertesten Erkrankungen des Gehirns zu tun. Lassen Sie sich nicht entmutigen, je mehr Parkinson-Patienten an Forschung teilnehmen und je mehr Personen der Forschung mit Spenden helfen, desto höher ist die Chance, dass wir eine wirksame Therapie gegen das Fortschreiten der Erkrankung finden.

 

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