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18 März 2022

Individuelle Therapieansätze bei Morbus Parkinson geben Anlass zur Hoffnung

Weltweit sind zurzeit mehr 7 Millionen Menschen an Parkinson erkrankt, davon allein in Deutschland mehr als 400.000. Sollte sich diese Entwicklung weiter fortsetzen, wird es im Jahr 2040 fast 13 Millionen Betroffene geben. Zwar gibt es noch keine Heilung für die Krankheit, doch die Parkinson-Wissenschaft ist davon überzeugt, dass bis 2030 die ersten ursächlichen Therapien praxisreif sein könnten. Damit könnte man das Fortschreiten der Parkinson-Erkrankung und anderer Bewegungsstörungen bremsen oder sogar ihr Auftreten verhindern. Diese Ansicht vertrat Prof. Günter Höglinger, Hannover, Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG), auf der virtuellen Jahrestagung der Fachgesellschaft Anfang März 2021.

Dr. Doppler

„Insbesondere Hautbiopsien eignen sich sehr gut für die Entwicklung zukünftiger Tests, da das Verfahren eine hohe Spezifität hat und gleichzeitig minimalinvasiv ist.“ Dr. Kathrin Doppler

Vielfältige Ursachen der Krankheit

Wissenschaftler sind sich einig, dass Patienten bei der zukünftigen Therapie nicht mehr als eine klinische Einheit gesehen und behandelt werden sollten. Die Forschung in den letzten Jahren hat gezeigt, dass die Ursachen von Morbus Parkinson vielfältig sind und bei der Entstehung mehrere Faktoren eine Rolle spielen.

Vieles deutet darauf hin, dass die meisten Menschen von einer Kombination aus einer bestimmten erblichen Veranlagung (genetische Faktoren) und äußeren Einflüssen (Umweltfaktoren) betroffen sind. Bei 10 bis 15 % der Parkinson-Patienten scheint die genetische Veranlagung eine große Rolle zu spielen. Bei diesen Menschen beginnt die Krankheit oft schon in jungen Jahren, und es liegt häufig eine familiäre Form der Parkinson-Krankheit vor.
Liegt keine erbliche Veranlagung vor, spricht man von einer sporadischen Form.

Alpha-Synuclein-Nachweis gibt Hoffnung für Therapie und Diagnostik

Einer der wichtigsten genetischen Risikofaktoren, von denen angenommen wird, dass sie zur Entstehung von Parkinson beitragen, ist eine Mutation im Gen GBA1, die zu einer Anreicherung von Alpha-Synuclein im Gehirn führt. Der ParkinsonFonds Deutschland fördert seit Jahren die Grundlagenforschung auf diesem Gebiet. Dank der großzügigen Unterstützung unserer Spender ist es Wissenschaftlern gelungen, wichtige neue Erkenntnisse zu sammeln, die den Schlüssel für ein krankheitsverzögerndes Eingreifen liefern könnten.

Prof. Dr. Oertel

Wolfgang H. Oertel (Universitätsklinikum Marburg) und Dr. Kathrin Doppler (Universitätsklinikum Würzburg) gelang 2017 mit einer Studie der Nachweis, dass Parkinson-Risikopatienten mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung in der Haut den Biomarker Alpha-Synuclein aufweisen, und zwar Jahre bevor sie sichtbar an Parkinson erkranken. Diese Ergebnisse werden derzeit im Rahmen einer Folgestudie verifiziert, die voraussichtlich im Sommer 2022 abgeschlossen sein wird. „Ich bin sehr dankbar, dass der ParkinsonFonds Deutschland auch unsere weiterführende Studie finanziert. Daher war es uns zum Beispiel möglich, Mitarbeiter, die an der ersten Studie beteiligt waren, weiterhin zu beschäftigen und so eine Kontinuität unserer Arbeit zu gewährleisten“, so Dr. Kathrin Doppler.

Parkinson: eine individuelle Erkrankung mit vielen Gesichtern

Doch neben der Ursache können auch Symptome und Verlauf der Parkinson-Erkrankung sehr unterschiedlich sein. „Während man früher davon ausging, dass es innerhalb der verschiedenen Parkinson-Syndrome einen einheitlichen klinischen Verlauf gibt, zeigen neue Kohortendaten eine große Variation“, sagt Prof. Höglinger. „In den letzten Jahren sind in diesem Bereich der Neurologie die Erkenntnisse zu Krankheitsursachen und -mechanismen enorm gewachsen. Die präzisere phänotypische und molekularbiologische Charakterisierung von Krankheitsuntergruppen bereitet den Weg zur individualisierten Medizin.“

Die neurobiologischen Ursachen der Variabilität bei Parkinson-Syndromen und ihre Bedeutung für die individuelle, personalisierte Therapie sind daher eines der Hauptthemen des Deutschen Kongresses für Parkinson und Bewegungsstörungen vom 24. bis 26. März in Hannover.

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Die Parkinsonsche Krankheit verhindern oder heilen. Das ist das oberste Ziel des ParkinsonFonds Deutschland. Deshalb finanzieren wir wichtige Forschungsstudien von führenden Ärzten und Wissenschaftlern.

 

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